„Pia Johannbroer ist Sonnenbergs einzige Feuerwehfrau“
Wiesbadener Kurier
Von Julia Anderton
Brände löschen ist kein Frauending? Von wegen: Pia Johannbroer ist seit sieben Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Sonnenberg und bei Verkehrsunfällen ebenso wie bei Hausbränden oder Vermisstensuchaktionen im Einsatz. Seit Kurzem leitet sie auch die Kinderfeuerwehr.
Für so ziemlich jeden kleinen Jungen ist Feuerwehrmann der Traumberuf schlechthin. Obwohl es auch zunehmend Mädchen gibt, die sich dafür interessieren, sind Feuerwehrfrauen bei den Großen auch heute noch eher Ausnahmeerscheinungen. Nicht so in der Freiwilligen Feuerwehr Sonnenberg, wo Pia Johannbroer seit sieben Jahren aktiv ist.
Keine Exotin
„Da ich nicht die erste Frau in der Einsatzabteilung war, sondern es vor mir bereits zwei Feuerwehrfrauen in Sonnenberg gegeben hatte, die allerdings aus beruflichen Gründen Wiesbaden verlassen und damit ihre Aktivität in Sonnenberg aufgeben mussten, war ich keine Exotin. Die Sonnenberger Mannschaft ist ohnehin sehr aufgeschlossen, insofern wurde ich von Anfang an akzeptiert. Eine Sonderbehandlung wollte ich nie“, erzählt die 31-Jährige. Zumal sich keine Einschränkungen aus ihrem Geschlecht ergäben.
Ausbildung entscheidend
Ausschlaggebend seien ausschließlich die absolvierten Ausbildungen. „Als Trägerin eines Atemschutzgeräts muss man einiges an Kraft aufwenden können, da allein die persönliche Schutzausrüstung aus Stiefeln, Jacke, Hose, Helm und Gürtel etwa zwölf Kilogramm wiegen. Dazu kommt die Atemschutzausrüstung mit weiteren 20 Kilogramm.“ Zudem müssen auch noch Gerätschaften zur Einsatzstelle getragen werden. Doch das schreckt die Wiesbadenerin nicht: „Noch bin ich nicht zur Atemschutzgeräteträgerin ausgebildet, aber ich habe es fest vor.“
In den vergangenen Wochen war sie bei Verkehrsunfällen, der Suche nach einer vermissten Person sowie einem Garagenbrand im Einsatz. Angst hat sie trotz mitunter haariger Situationen nicht. „Wir werden in der Ausbildung genau auf solche gefährlichen Situationen vorbereitet. Sicher kommt es immer anders, als man denkt, aber solange ich die in der Ausbildung erlernten Grundsätze beherzige, kann mir nichts passieren“, weiß Pia Johannbroer. „Im Team passen wir aufeinander auf. Man ist nie allein. Das hilft.“ Dennoch war die Berufsfeuerwehr nie eine Option. „Mit der Mitgliedschaft der Freiwilligen Feuerwehr kann ich genug Gutes für das Allgemeinwohl tun.“
Hauptberuflich arbeitet Johannbroer als pharmazeutisch- technische Assistentin in einer Apotheke und führt nebenbei als Heilpraktikerin eine Praxis für Naturheilverfahren. Rund 25 Stunden ist sie monatlich für die Freiwillige Feuerwehr aktiv. „Ehrenamtliches Engagement ist wichtig für ein menschliches Miteinander. Anderen etwas zurückzugeben – nur so kann unsere Gesellschaft richtig funktionieren.“
Tolle Technik
Pia Johannbroer interessiert sich für die Feuerwehr, seit sie 14 Jahre alt war. „Meine Brüder waren schon einige Zeit in der Jugendfeuerwehr. Ich habe ab und zu mal zugeschaut und fand den Zusammenhalt der Gruppe, die Übungen und auch die Technik toll“, erinnert sie sich. Allerdings hatte sie damals viele zeitintensive Hobbys und konnte so nicht selbst bei der Jugendfeuerwehr mitmischen. Auch die Kinderfeuerwehr gab es damals noch nicht – Pia Johannbroer hat sie 2011 zusammen mit Maximilian Abel in Sonnenberg gegründet, der kürzlich zum Wehrführer gewählt wurde, und leitet sie nun. „Auch bei der Kinderfeuerwehr sowie der Jugendfeuerwehr werden die Mädchen sehr gut von den Jungs angenommen. Es werden keine Unterschiede gemacht.“ Ihrer Erfahrung nach bleiben zwei von zehn Jugendlichen der Feuerwehr dauerhaft erhalten. Und wer so wie Pia Johannbroer erst später hinzustößt, trage eine lang gereifte Überzeugung in sich. Warum so wenige Frauen dabei sind? „Ich denke, dass viele Frauen einfach andere Interessen haben. Auch wenn man Kinder hat, ist wenig Zeit für solch ein Hobby. Allerdings gibt es immer mehr Frauen, die Interesse zeigen.“ Auch beim Grundlehrgang, zu dem alle Feuerwehrleute verpflichtet sind, seien einige Frauen dabei gewesen – allerdings aus anderen Stadtteilen.